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Ein Einblick – Vaulting Festival 2024 – Teil 1

von Claudia Weller

Das Vaulting Festival fand vom Freitag, den 8. November bis Sonntag, den 10. November 2024 statt. Erstmals konnten sich die Teilnehmer*innen auch die Aufzeichnung der Veranstaltung mit buchen.
Für nächstes Jahr steht auch schon der Termin fest, am 7.-9.11.2025 kann wieder ganz bequem von daheim aus an dem Vaulting Festival teilgenommen werden. Auf
https://vaultingfestival.com/ erhaltet ihr schon weitere Informationen.

2024 präsentierten 11 Referenten ihr Wissen in jeweils zwischen 60 und 90 Minuten lagen Einheiten. Unter anderem waren dabei: Torben Jacobs, Klaus Haidacher, Gero Meyer, Ilona Hannich und Kerstin Bock.

Das Festival startete mit einer kurzen Willkommensansprache von den Initiatorinnen Jasmin Gipperich von PerformYourBest und Carolin Christmann von Vaulting World. Im Anschluss starteten die Teilnehmer*innen direkt in ein interessantes Interview mit Klaus Haidacher aus Österreich.

Vereinsleben & wie man langfristig erfolgreich sein kann

Jasmin Gipperich im Dialog mit Klaus Haidacher

In einem inspirierenden Interview teilte Klaus Haidacher, Gründer und langjähriger Trainer des Vereins Schwaz in Tirol, seine persönlichen Erfahrungen aus 40 Jahren Vereinsarbeit. Von den ersten Anfängen bis hin zu internationalen Erfolgen gewährte er spannende Einblicke in den Aufbau eines nachhaltigen Vereinslebens und die Herausforderungen, die mit dem Voltigiersport verbunden sind.

Ein Verein, der wächst und prägt
1986 gründete Klaus Haidacher gemeinsam mit seiner Schwester einen Voltigierverein – damals einer von nur drei Vereinen in Tirol. Heute zählt der Verein Schwaz zu den erfolgreichsten des Landes: Über 70 aktive Voltigierer, 7 Pferde und 15 Trainer arbeiten parallel auf drei Zirkeln. „Wir sind mittlerweile an unserer maximalen Kapazität angekommen“, berichtete Haidacher. Ein Geheimnis des Erfolgs? Der kontinuierliche Aufbau junger Talente und die Ausbildung der Trainer aus den eigenen Reihen.

„Die besten Trainer müssen zum Nachwuchs“
Haiderachers Ansatz: Bereits frühzeitig die richtige Technik vermitteln, um spätere Fehlerkorrekturen zu vermeiden. Besonders wichtig sei es, engagierte und motivierte Trainer gezielt aus der Gruppe der aktiven Voltigierer zu fördern. Interessanterweise kommen viele dieser Nachwuchstrainer aus Gruppen, die nicht ganz an die Spitze des Sports gelangt sind. „Man muss nicht selbst ein Top-Voltigierer gewesen sein, um ein hervorragender Trainer zu werden“, so Haidacher. Sein Augenmerk liegt darauf, die Kinder und Jugendlichen zu beobachten: Wer zeigt Eigeninitiative, wer trainiert was innerhalb und auch außerhalb der regulären Einheiten?

Leistung beginnt mit Struktur
Ein weiteres Erfolgsrezept ist die klare Struktur im Trainingsalltag. Je nach Leistungsniveau gibt es unterschiedlich viele Trainingseinheiten – von zwei Einheiten pro Woche für die Basisgruppen bis hin zu mehreren intensiveren Einheiten für die Spitzensportler. Dabei ist die Balance des Trainings wichtig: Bei den Basisgruppen trainieren sie maximal einmal pro Woche auf dem Pferd, ergänzt wird das Training durch Turntraining in der Turnhalle und im Sommer auch mit Techniktraining auf dem Bock/Movie.
Mit den fortgeschritteneren Voltigierern werden regelmäßige Leistungstests durchgeführt, um Entwicklungen sichtbar zu machen. „Die Tests sind so einfach und effizient wie möglich gestaltet – etwa Klimmzüge, einbeinige Kniebeugen oder Dehnübungen“, erklärte Haidacher. Wichtig sei vor allem die Regelmäßigkeit, um die Sportler zu motivieren, kontinuierlich an ihren Schwächen zu arbeiten.

Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg
Ein weiterer Erfolgsfaktor im Verein Schwaz ist die offene Kommunikation mit den Eltern. „Ein gutes Vereinsleben funktioniert nur, wenn alle an einem Strang ziehen“, betonte Haidacher. Einmal jährlich wird ein Elternabend organisiert, bei dem die Ziele der jeweiligen Gruppen vorgestellt und gemeinsam besprochen werden. So entsteht ein Verständnis für die Anforderungen des Sports und die Bedürfnisse der Familien. Sollte es individuelle Herausforderungen geben, wird nach passenden Lösungen gesucht – sei es ein Wechsel in eine andere Gruppe oder eine Anpassung der Turnierplanung.

Kostenstruktur und Engagement im Verein
Im Verein zahlen Anfänger ca. 55 Euro monatlich und Mitglieder, die zusätzlich Einzeltraining in Anspruch nehmen, fallen weitere Kosten an. Diese variieren je nach Anzahl der Zusatztrainings und liegen zwischen 100 und 150 Euro pro Monat. Das Einzeltraining ist vor allem für talentierte Voltigierer von Bedeutung, die auf Pferden trainieren, die ausschließlich fürs Einzelvoltigieren eingesetzt werden. Diese Pferde werden im Verein intensiv betreut und regelmäßig dressurmäßig geritten, mit gelegentlichen Ausflügen ins Springreiten und auf Ausritte, was zusätzliche Kosten verursacht. Aufgrund der Vereinsstruktur wird auf Aufwandsentschädigungen für Trainer verzichtet, sodass das Engagement auf freiwilliger Basis beruht, dies stellt eine wesentliche Grundlage für das Vereinsdasein dar.

Trainingstipps für Burschen im Voltigieren
Beim Training mit Jungen ist es wichtig, eine andere Herangehensweise zu wählen als bei Mädchen. Laut Klaus Haidacher sind Burschen in der Regel weniger geduldig und eher auf kurzfristige Erfolge aus. Sie sind stark erfolgsorientiert und weniger an der Ästhetik der Übungen interessiert. Im Gegensatz dazu sind Mädchen häufig konsequenter und länger anhaltend motiviert, um eine Übung wirklich zu perfektionieren. Um Burschen im Voltigieren zu fördern, ist es entscheidend, schnelle Erfolge zu erzielen und sie mit klaren, kurzfristigen Zielen zu motivieren. Langfristige Ziele werden oft erst später im Training von Bedeutung.

Herausforderungen und Entwicklungen im Voltigiersport
Neben den Erfolgen und schönen Momenten – wie dem Gewinn des Weltmeistertitels von Eva Nagiller – sprach Haidacher auch offen über Herausforderungen. Besonders die Corona-Pandemie habe den Verein hart getroffen. Doch selbst in schwierigen Zeiten fand er Wege, das Vereinsleben am Laufen zu halten: „Die Zoom-Meetings, die in dieser Zeit entstanden sind, hätten wir sonst nie eingeführt – manchmal muss man auch das Positive in schwierigen Situationen sehen.“
Ein weiteres Anliegen war ihm der Schutz der Voltigierer. Während sich der Sport stark zum Wohl der Pferde entwickelt habe, sieht er Nachholbedarf bei der Sicherheit der Sportler. „Warum muss es Abgänge geben, die den Voltigierern körperlich schaden könnten? Es gibt so viele andere kreative Übungen am Pferd“, gab er zu bedenken.

Ein Blick in die Zukunft
Trotz aller Herausforderungen blickt Haidacher optimistisch in die Zukunft: „Voltigieren lebt vom Gruppenzusammenhalt und der Freude am gemeinsamen Sport. Das sollte immer im Mittelpunkt stehen.“ Sein größter Wunsch: Dass der Sport weiterhin seine Einzigartigkeit bewahrt und noch mehr Menschen für diese faszinierende Kombination aus Turnen und Pferdesport begeistert werden können.

Das Interview mit Klaus Haidacher war ein inspirierender Einblick in die Welt des österreichischen Voltigiersports und das Engagement, das hinter jahrzehntelangem Erfolg steckt.

Kerstin Bock: Wo fange ich an?

Probleme in der Ausbildung und der Arbeit methodisch lösen

Kerstin Bock brachte eine besondere Perspektive in die Veranstaltung ein. Als studierte Juristin ist sie gewohnt, Probleme strukturiert und analytisch zu betrachten. Diese Herangehensweise überträgt sie auch auf die Arbeit mit Pferden. Ihr Vortrag bot den Teilnehmenden eine klare Methodik, um Herausforderungen in der Ausbildung und im Training von Pferden systematisch zu lösen.

Schritt 1: Das Problem benennen
Bevor eine Lösung gefunden werden kann, muss das Problem präzise definiert werden. Kerstin Bock betonte, dass jedes Problem für sich betrachtet werden sollte. Welche Symptome zeigt das Pferd? Wo liegt das konkrete Hindernis? Oft gibt es mehrere Probleme, die später möglicherweise gemeinsame Ursachen haben – diese gilt es jedoch zunächst einzeln zu analysieren.

Schritt 2: Das Problem verstehen
Hierbei riet die Referentin, verschiedene Faktoren zu betrachten:

  1. Exterieur: Die körperliche Beschaffenheit des Pferdes kann einen großen Einfluss auf das Problem haben. Bock empfahl, Fotos vom Pferd auf ebenem Boden aus verschiedenen Perspektiven zu machen, um Proportionen wie Rahmen, Drittelung (Vor-, Mittel- und Hinterhand), Winkelungen oder die Muskulatur zu analysieren. Die Ergebnisse helfen, Trainingsansätze an die körperlichen Gegebenheiten anzupassen.
  2. Interieur: Charakter und Temperament des Pferdes spielen ebenso eine Rolle. Ist das Pferd lernwillig oder ängstlich, selbstbewusst oder zurückhaltend? Die Persönlichkeit des Pferdes muss berücksichtigt werden, um passende Trainingsmethoden zu wählen.
  3. Ausbildungsstand: Mit Blick auf die Skala der Ausbildung kann überprüft werden, ob der aktuelle Ausbildungsstand des Pferdes zur gestellten Aufgabe passt. Eventuelle Lücken oder Unsicherheiten sollten erkannt und gezielt bearbeitet werden.
  4. Ausbildungsfehler: Hier ermutigte Bock, kritisch zu prüfen, ob Fehler in der bisherigen Ausbildung die aktuelle Situation beeinflussen. Solche Fehler können analysiert und im Training berücksichtigt werden, um zukünftige Fortschritte zu ermöglichen.
  5. Aufgabenstellung: Die gestellte Aufgabe sollte ebenfalls hinterfragt werden. War die Anweisung klar? Passt die Aufgabe zum Ausbildungsstand? Und ist der Zeitpunkt für diese Übung gut gewählt?
  6. Longenführer: Schließlich muss auch der Mensch im Fokus stehen. Wie ist die Stellung des Longenführers zum Pferd? Wie klar ist seine Hilfengebung? Selbst kleine Unsicherheiten oder unklare Signale können die Ursache für größere Probleme sein.

Schritt 3: Das Problem lösen
Nach einer gründlichen Analyse der oben genannten Faktoren ergibt sich ein strukturierter Lösungsansatz. Bock verdeutlichte, dass die Konsequenzen aus der Analyse die Bausteine für den Lösungsweg sind.
Die Teilnehmer*innen hatten die Möglichkeit, eigene Beispielprobleme vorzustellen. Gemeinsam wurden diese analysiert, und es entstand ein Lösungsfahrplan, der sich an den spezifischen Bedürfnissen von Pferd und Mensch orientierte.

Fazit
Mit einer systematischen Herangehensweise wird es einfacher, Herausforderungen in der Ausbildung und im Training zu bewältigen. Kerstin Bocks Vortrag zeigte auf eindrucksvolle Weise, dass eine klare Struktur und die Berücksichtigung aller relevanten Faktoren der Schlüssel zum Erfolg sind. Die Teilnehmer*innen konnten wertvolle Erkenntnisse mitnehmen, die ihnen helfen werden, zukünftig methodisch und effektiv Probleme anzugehen.

Gero Meyer: Mut zum Schwung in den Handstand

Theoretische und praktische Grundlagen

Ein faszinierender Vortrag mit späterem praxisnahem Workshop erwartete die Teilnehmer*innen bei Gero Meyer, der mit seinem Thema „Mut zum Schwung in den Handstand“ sowohl die theoretischen Grundlagen als auch die praktische Umsetzung beleuchtete. Sein Ansatz kombinierte fundiertes Wissen mit innovativen Trainingsmethoden und hinterließ bei den Teilnehmer*innen viele neue Impulse.

Theoretischer Teil: Grundlagen des Handstand-Schwungs
Gero Meyer eröffnete seinen Vortrag mit einer detaillierten Analyse der Bewegungsabläufe und der notwendigen Voraussetzungen für einen dynamischen Handstand-Schwung. Der Fokus lag darauf, den „gefährlichen Bereich“ – also das Hinarbeiten an die Grenze der Kontrollierbarkeit – als zentralen Bestandteil des Trainings zu verstehen. Die bewusste Auseinandersetzung mit diesem Grenzbereich schafft nicht nur körperliche Sicherheit, sondern auch mentale Stärke.

Körperliche und mentale Voraussetzungen
Ein erfolgreicher Handstand erfordert eine Kombination aus spezifischen körperlichen Fähigkeiten und mentaler Stärke:

  • Körperlich: Rhytmusgefühl, Raum- und Lageorientierung, Schnellkraft, Stützkraft, Balance, Koordination sowie die Fähigkeit zur kinetischen Differenzierung.
  • Mental: Der Wille, maximale Leistung abzurufen, und der Mut, neue Herausforderungen anzunehmen.

Bewegungsphasen des Schwungs
Meyer unterteilte den Schwung in den Handstand in zehn Phasen, die er ausführlich erklärte:

  1. Vorbereitung:
    Der Schwung beginnt mit dem Ausholen der Beine nach vorne. Hierbei wurde diskutiert, ob eine bloße Streckung der Beine ausreicht oder ein bewusstes „weites Ausholen“ Vorteile bringt.
  2. Startposition:
    Eine aufrechte Haltung des Oberkörpers bildet die Basis. Alternativ wurde der Effekt eines leicht nach hinten geneigtem Oberkörper besprochen, der später beim „Abtauchen“ bewusst rund werden kann.
  3. Beginn der Schwungbewegung:
    Zunächst werden die Beine, dann der Oberkörper in Bewegung gesetzt. Dabei ist das Timing entscheidend – wann genau der Oberkörper folgen sollte, wurde eingehend analysiert.
  4. Aufbau der Dynamik:
    Die Schwungbewegung entwickelt sich als fließender Prozess mit zunehmendem Tempo von Beinen und Oberkörper. Ein typischer Fehler, der hier angesprochen wurde, ist das „Abkürzen“ der Beinhaltung oder ein Einrunden des Oberkörpers.
  5. Maximale Geschwindigkeit der Beine:
    Kurz vor dem Abdrücken erfolgt eine letzte Beschleunigung der Beine. Die Hüfte wird gestreckt, und der Oberkörper muss stabil bleiben, um die Dynamik zu lenken.
  6. Änderung von Höhe und Schwerpunktlage:
    Durch die gestreckte Körperlinie hebt die Hüfte ab, während die Drehachse von der Hüfte zu den Schultern wandert.
  7. Einsatz der Arme:
    Ein kraftvoller Druckimpuls der Arme gibt der Bewegung Stabilität. Gleichzeitig wurde die Position der Schultern und die Kopfhaltung thematisiert, da Fehler hier zu einer unkontrollierten Bewegung führen können.
  8. Mutprobe:
    Der kritische Punkt, an dem der Körperschwerpunkt über den Unterstützungsflächen (z. B. Gurt) liegt, wurde als „Mutprobe“ bezeichnet. Die Stabilität der Schultern und das Vertrauen in die Bewegung sind hier essenziell.
  9. Start der Flugphase:
    Die Rotation des Körpers wird aufgehoben, und die Bewegung wird in eine Richtung geleitet. Diskutiert wurde die Funktion der Arme, die beim Höhengewinn eine entscheidende Rolle spielen.
  10. Zielposition:
    Das Ende des Schwungs ist die maximale Höhe mit bereits gedrehter Hüfte. Dabei wurde die Frage aufgeworfen, ob die Drehung besser aus der Hüfte oder den Schultern eingeleitet wird.

Praktischer Teil: Methodische Übungsreihen
Im Anschluss an den theoretischen Teil führte Gero Meyer die Teilnehmer*innen durch eine umfangreiche methodische Übungsreihe. Diese Übungen bauen systematisch aufeinander auf und ermöglichen eine gezielte Weiterentwicklung des Handstand-Schwungs.

  1. Grundlagen des Schwungs:
    – Aus dem Stand in den Handstand schwingen, am höchsten Punkt hinausstützen und wieder abschwingen. Dabei bewusst die Kontrolle über Tempo und Dynamik trainieren.
    – Variation durch unterschiedliche Handpositionen: z. B. eine Hand auf einer Matte, die andere auf dem Boden oder einem Wackelkissen.
  2. Handstandtechnik:
    – Im Handstand über Hindernisse laufen, z. B. ein Seil legen und mit den Händen in die Zwischenräume treten.
    – Übung zur Stabilität: Aus dem Handstand die Schultern nach vorne verlagern und kontrolliert in die Bauchlage ablassen.
  3. Schnellkraft und Dynamik:
    – „Dachliegestütze“: Aus einer gestreckten Position kontrolliert in einen tiefen Stütz ablassen und sich dynamisch wieder hochdrücken.
    – Kickbox-Technik: Bein-Kick-Bewegung im Stand schnell ausführen und ebenso schnell zurückziehen, während der Oberkörper stabil bleibt.
  4. Schwungkontrolle:
    – Rückenlage auf einer weichen Matte: Ein Bein wird schnell in die Matte geschlagen, um die Schwungdynamik zu trainieren.
    – Bauchlage auf einem Bock: Beine hängen herunter und werden gegen einen Widerstand (z. B. Theraband) nach oben gezogen, um die Hüftbewegung zu stärken.
  5. Partner- und Geräteübungen:
    – Mit Partnerunterstützung: Der Voltigierer liegt in gespannter Bauchlage quer über einen Bock, während der Partner durch gezielte Druckimpulse am Körper Stabilität fordert.
    – Alternativ wird am Boden ein Partner in der Bankstellung genutzt, um dem darauf liegenden Voltigierer beim kontrollierten Schwung in den Handstand zu helfen.
  6. Übungen zur Schwungkontinuität:
    – Schwung mit Überschlag auf dem Bock, um ein Gefühl für einen fließenden Bewegungsablauf zu entwickeln.
    – Stützschwung vorlings in Zeitlupe, um jede Phase der Bewegung bewusst auszuführen und Fehler zu korrigieren.

Fazit
Gero Meyer zeigte in seinen beiden Vorträgen eindrucksvoll, dass der Weg zu einem dynamischen Handstand sowohl theoretisches Verständnis als auch praktische Übung erfordert. Während der theoretische Teil die Bewegungsphasen und Voraussetzungen detailliert analysierte, ermöglichte der praktische Teil den Teilnehmer*innen, die Theorie in systematischen Schritten umzusetzen – und machte deutlich, dass Mut und System der Schlüssel zum Erfolg sind.

Sina Reinhardt: Spielerisches Aufwärmen im WBO-Bereich

Sina Reinhardt führte die Teilnehmenden ihres Vortrags in die Welt des spielerischen Aufwärmens im WBO-Bereich ein. Dabei steht der Spaß an der Bewegung im Vordergrund, und das Pferd wird als Motivator genutzt, um die allgemeine Bewegungsentwicklung zu fördern. Im Fokus stehen die motorischen Grundfähigkeiten sowie die Förderung der Sozialkompetenz.

Warum ist die Erwärmung so wichtig?
Reinhardt hob die vielseitige Bedeutung der Erwärmung hervor:

  • Gesundheitliche Aspekte: Verletzungsprophylaxe, Aktivierung des Nervensystems und Steigerung der Leistungsfähigkeit.
  • Soziale Aspekte: Gemeinsamer Start in die Einheit, Förderung der Teamdynamik und des Gruppenzusammenhalts, Stressabbau und Unterstützung emotionaler Regulation.

Die Referentin betonte, dass die Erwärmung nicht nur funktional, sondern auch motivierend gestaltet werden sollte. Spielerische Elemente fördern Bewegungsfreude, soziale Interaktion sowie konditionelle und koordinative Fähigkeiten und schaffen eine Grundlage für eine erfolgreiche Trainingseinheit.

Praktische Umsetzung ohne Pferd
Reinhardt stellte zahlreiche Spielideen vor, die einfach und effektiv umgesetzt werden können:

  • Schiffe versenken: Spieler erkunden den Raum, arbeiten zusammen und bewegen sich abwechslungsreich.
  • Reise durch den Zoo: Verschiedene Tierbewegungen fördern Beweglichkeit und Kreativität.
  • Drachenschwanzfangen: Schnelligkeit und Reaktion stehen im Vordergrund.
  • Memory und Tic-Tac-Toe: Bewegung kombiniert mit Konzentration und Strategie.

Um den Überblick über diese Spiele zu bewahren, schlug die Referentin vor, eine gemeinsame Spielesammlung anzulegen – z. B. mit digitalen Tools wie Trello oder WhatsApp/Signal-Gruppen. Dadurch können Trainer jederzeit auf eine große Auswahl zurückgreifen und sich gegenseitig inspirieren.

Praktische Umsetzung mit Pferd
Auch in Kombination mit dem Pferd gab es inspirierende Vorschläge:

  • Wildes Fohlen: Spielerisches Kennenlernen um den Bewegungsradius des Pferdes.
  • Kettenspiel: Fördert die Gruppendynamik durch Teamaufgaben.
  • Klopfrunde: Verbindet Bewegungsaufgaben mit Berührungsübungen.
  • Gangarten raten: Spielerisch die Wahrnehmung für Bewegungsarten des Pferdes schulen.

Kreativität und Vielfalt
Sina Reinhardt legte großen Wert auf den kreativen Einsatz verschiedener Materialien. Ob Farbkarten, Musik oder Hindernisse – Abwechslung und Vielfalt halten die Motivation hoch. Sie ermutigte die Zuhörer, ihre eigene Sammlung an Spielideen kontinuierlich zu erweitern und regelmäßig neue Elemente einzubauen.

Durch ihre praxisnahen Anregungen zeigte die Referentin, wie spielerisches Aufwärmen nicht nur die körperliche, sondern auch die soziale und emotionale Entwicklung der Teilnehmenden fördern kann. Der WBO-Bereich, mit seinem Schwerpunkt auf Spaß und Teamarbeit, profitiert besonders von diesen kreativen Ansätzen, die die Grundlage für eine gelungene Einheit legen.

Ilona Hannich: Zielführendes Handstandtraining für den Voltigiersport

Grundlagen, Technik und Übungen

Im praxisorientierten Workshop von Ilona Hannich hatten sowohl aktive Voltigierer als auch Trainer die Möglichkeit, die Grundlagen und Technik des Handstandtrainings zu erlernen und zu vertiefen. Dabei präsentierte die Referentin ein strukturiertes Programm, das durch praktische Übungen ergänzt wurde. Besonders spannend war die Interaktivität des Online-Workshops: Hannich führte jede Übung selbst vor, gab den Teilnehmenden individuelles Feedback und erklärte, worauf bei der korrekten Ausführung zu achten ist. Für Trainer war dies eine wertvolle Gelegenheit, typische Fehlerbilder zu erkennen.

Einstieg: Aufwärmen und Vorbereitung
Der Workshop begann mit einem 15-minütigen Warm-up, das Theraband-Übungen und Bodentraining kombinierte. Dieses gezielte Aufwärmen aktivierte die Muskulatur und bereitete die Teilnehmenden optimal auf das Handstandtraining vor.

Handstandtraining an der Wand
Die Wand diente als hilfreiches Hilfsmittel für Einsteiger und Fortgeschrittene, um Stabilität und Technik zu trainieren. Folgende Übungen wurden durchgeführt:

  • Aufbau und Stabilität: Die Teilnehmenden liefen aus der Liegestützposition mit den Füßen die Wand hoch, die Hände stützten auf dem Boden, hielten den Bauch fest an der Wand und achteten auf einen korrekten Brustkorb- und Hüfteinsatz.
  • Technik und Kraft: Übungen wie Beinwechsel, das Halten des Handstands und Bewegungen aus den Schultern stärkten die Körperkontrolle.
  • Selbstkontrolle: Um die eigene Haltung zu überprüfen, empfahl Hannich, sich bei einzelnen Übungen seitlich zu filmen.

Freies Training ohne Wand
Für Fortgeschrittene lag der Fokus auf der Eigenkontrolle und dem Training ohne Wand.

  • Grundlagenarbeit: Übungen wie die Päckchen-Position auf dem Boden und an der Wand halfen dabei, die Körperspannung zu verstehen und zu verbessern.
  • Sprungübungen: In kniender Ausgangsposition lernten die Teilnehmenden, in den Hockhandstand oder in die Pike-Position zu springen und die Schultern stabil zu halten.
  • Herausforderungen: Fortgeschrittene konnten Beinkreise oder dynamische Bewegungen in der Handstandposition ausprobieren, wobei die Balance und Koordination intensiv geschult werden.

Dynamische Vorübungen und Challenges
Den Höhepunkt des Workshops bildeten Übungen, die Dynamik, Kraft und Balance vereinten.

  • Freier Handstand: Ob mit gestreckten oder gebeugten Beinen, das Ziel war ein sicherer und stabiler freier Handstand. Die Wand wurde dabei als Sicherheitsstütze eingesetzt.
  • Übergänge und Kontrolle: Übungen wie der Wechsel von Kopfstand in Handstand oder das kontrollierte Absenken aus dem Handstand stärkten die Schultern und die Gesamtkoordination. Besonders hilfreich war die Unterstützung durch einen Partner.
  • Kombinationen: Fortgeschrittene Teilnehmer*innen übten Beinkreise oder das Weglaufen der Hände von der Wand, um die eigene Körperkontrolle weiter zu verbessern.

Fazit
Ilona Hannich gestaltete den Workshop praxisnah und interaktiv. Die Teilnehmer*innen profitierten nicht nur von den Übungen selbst, sondern auch von den anschaulichen Erklärungen und Korrekturen der Referentin. Für aktive Voltigierer war der Workshop eine intensive Trainingseinheit, die ihre Technik und Kraft maßgeblich verbesserte. Trainer wiederum lernten wertvolle Ansätze kennen, wie sie das Handstandtraining in ihren eigenen Gruppen zielführend gestalten können.

Hinweis: Diese Informationen sind eine Ergänzung zu dem Artikel im Aktuellen Voltigierzirkel 1/2025